Die Kirche Santa Maria la Real in der DEUTSCHE BEUZEITUNG

BETREFF: JAKOBSWEG ARCHITEKTONISCH

Liebe db‚

wir kommen gerade von einer Rundreise entlang der Jakobswege. Uns lockte die Landschaft und wir waren neugierig, wie das >andere< Spanien aussieht, das jährlich rund 145000 Pilger auf die Jakobswege zieht. Wir wählten eine Route etwas abseits des Camino Frances und der großen Kathedralen von Burgos und Leön: den Camino de la Costa entlang der Küste von San Sebastian über Bilbao nach Oviedo. Und tatsächlich entdeckten wir außergewöhnliche Landschaften - grün, einsam, mal sanft, mal kantig und fast immer launisch. Vor allem aber entdeckten wir Menschen, Städte und eine Architektur, die eng mit dieser Landschaft und ihrer historischen und mystischen Bedeutung verbunden sind. Bei Nieselregen und Nebel erreichten wir San Sebastian. Die dunklen Berge erhoben sich hinter der baskischen Küstenstadt. In den Buchten der Stadt stürmte der Wind. 

An einen Fels gedrückt, trotzt das Aquarium seit rund 80 Jahren Wind, Wellen und Regen. Die Architekten Angel de la Hoz y Cristina Fontän sanierten den Bestand und erweiterten ihn durch ein oberes und ein unteres Gebäude. Der untere Neubau verknüpft den Hafen und den Altbau miteinander, während der andere Neubau die weiter oben gelegene Promenade [1] komplettiert. Intern sind alle drei Komplexe miteinander verknüpft, das Dach des Altbaus bildet gleichzeitig eine Aussichtsplattform und die Terrasse des Museumsrestaurants. Die großen Panoramafenster spiegeln die Bucht, die Wolken und das Licht – eine Architektur, standhaft und sich dennoch mit jedem Wetter verändernd.

Nur wenige Kilometer westlich gelangten wir zu der kleinen Kirche Santa Maria la Real in dem 4000-Seelen-Dorf Soraluze. Die ehemals schmucklose und dunkle Kirche stammt aus dem 13. und 16. Jahrhundert. Ihre Sanierung war für die Architekten Xabier Barrutieta Basurko und Gudiker Beaskoa Belaustegi‚ zusammen mit dem Lichtplaner Yon Antön-Olano‚ v.a. eine Frage von Licht und klarem Kontrast. Aus den weiß verputzten Innenwänden heben sich nun die Reliefs der alten Steinpilaster und die verzierte steinerne Orgelempore hervor. Leuchtende skulpturale Einbauten aus Holz [2] trennen einzelne Kirchenräume im Seitenschiff ab und formen den Eingang neu - ein schlicht-schönes Projekt und besinnlicher als der Trubel und Kommerz der Kathedralen entlang des Camino Frances.

Eher Düsteres begegnete uns in Bilbao: Auf dem alten Gelände der Eisenmine von Morro planten die Architekten Belzunce‚ Maurifio und Millän eine Wohnanlage, die sich in langen, dunkelgrauen Riegeln [3] in das steile Minental hinabsenkt. Wie um das Gefälle noch zu dramatisieren‚ errichten die Architekten oberhalb des Hangs Wohntürme. Sie setzen auf Sichtbeton. dunkle Fassadenplatten und grauen Putz. Das Projekt war Sieger des vierten Europan-Wettbewerbs und bietet intelligente Zugänge und Außenräume. Doch das sich ins Tal stürzende Grau erzeugt eine furchtbare Schwermut. Schnell weiter!

Wie änderte sich die Stimmung, als wir Kantabrien erreichten. […]

Deutsche Bauzeitung 06/2011 s.12-13